Berufsunfähigkeit – noch immer zu viele Missverständnisse
Eine aktuelle Umfrage zur Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zeigt, dass die Bundesbürger noch immer recht sorglos mit dem Thema umgehen. Zwar erkennen sie das Risiko, dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, im Laufe des Lebens berufsunfähig zu werden. Zugleich aber überwiegt die Einstellung – „Mich wird es schon nicht treffen!“
Gefahr erkannt – Gefahr gebannt? Das trifft auf die Deutschen zumindest mit Blick auf die Berufsunfähigkeit nicht zu. Eine repräsentative Forsa-Studie im Auftrag eines großen Versicherers zeigt demnach ein sehr widersprüchliches Ergebnis.
Zwar ist den Bürgerinnen und Bürgern durchaus bewusst, dass es sehr wahrscheinlich ist, einen Einnahmeausfall infolge der Berufsunfähigkeit zu erleiden. Sie ist sogar Favorit, wenn es um die Absicherung von Lebensrisiken geht: 62 Prozent nennen eine Berufsunfähigkeits-Police als wichtige Absicherung noch vor einer privaten Rentenversicherung (54 Prozent) und der Kfz-Vollkasko (37 Prozent, Mehrfachantworten möglich). Zum Vergleich: eine Unfallversicherung, immerhin auch eine potentiell wichtiger Schutz, landet mit nur drei Prozent Zustimmung deutlich abgeschlagen hinter BU-Policen.
Dem entgegen betrachten die Befragten das Risiko einer eigenen Berufsunfähigkeit als sehr niedrig. Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer schätzt das Risiko, selbst berufsunfähig zu werden, als gering (54 Prozent) oder gar sehr gering (17 Prozent) ein. Immerhin sagten auch 48 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass sie dieses Risiko bereits abgesichert hätten – ein Wert, der Mut macht. Wobei man relativieren muss, dass viele sich abgesichert wähnen, obwohl sie doch einen anderen Schutz haben. Allein die Berufsunfähigkeitsversicherung sichert nämlich Status und Einkommen des tatsächlich ausgeübten Berufes. Hierbei sei daran erinnert, dass nahezu jeder Vierte seinen Job vor dem Rentenalter aufgeben muss – im Schnitt mit Mitte 40.
Eine Unfallversicherung ist keine BU!
Ein potentielles Missverständnis: So gaben etwa Befragte, die sich abgesichert wähnten, auch an, dass sie mit einer privaten Unfallversicherung (60 Prozent) ihre Arbeitskraft schützen. Diese leistet aber tatsächlich nur, wenn sich ein Unfall ereignet hat, der zu einem körperlichen Schaden führte. In der Regel erbringen die Verträge aber keine Leistung bei Krankheiten wie Krebs, Gelenk-Verschleiß – oder psychischen Erkrankungen, die mittlerweile Hauptursache für Berufsunfähigkeit sind. Knapp jede dritte BU-Neurente wird bewilligt, weil die Psyche eine Ausübung des Berufes verhindert.
Bei den Gründen, weshalb die Abstinenzler sich nicht absichern, überwiegt vor allem der finanzielle Aspekt: Viele sagen schlicht, eine BU ist zu teuer. Tatsächlich gehören diese Verträge zu den Versicherungen, für die man etwas mehr Geld monatlich überweisen muss: speziell Risikoberufe zahlen oft mehr. Dennoch sollte man versuchen, ob eine Absicherung nicht doch auch preiswert möglich ist.
Wichtiger aber noch als der der Preis ist der Leistungskatalog des Versicherers. Dieser sollte auf den Beruf und die konkrete Lebenssituation des Versicherungsnehmers zugeschnitten sein. Hier empfiehlt es sich, eine anonymisierte Voranfrage an die Versicherer zu stellen, ob und unter welchen Bedingungen man sich versichern lassen kann. Denn gerade Vorerkrankungen werden oft mit deutlichen Preisaufschlägen und Ausschlüssen „bestraft“ – oder führen sogar dazu, dass man den gewünschten Vertrag nicht bekommt. Ein Beratungsgespräch schafft Aufklärung!
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