Was bedeutet Run-off in der Lebensversicherung? Darüber wurde in den letzten Tagen mehrfach berichtet, nachdem mehrere Versicherer mit einer solchen Lösung liebäugeln. Im Folgenden wird der Begriff erklärt.
In den letzten Wochen war in den Medien viel von einem sogenannten Run-off zu lesen, den angeblich mehrere Lebensversicherer planen. Aber was bedeutet dies? Vereinfacht kann man es so erklären: Die Versicherer zeichnen in den Tarifen, die davon betroffen sind, kein Neugeschäft mehr. Die Tarife werden nur noch weitergeführt, bis alle Verträge erfüllt sind: deshalb auch der Name Run-off, was so viel wie „auslaufen“ bedeutet. Run-off-Geschäft umfasst also das Stilllegen von Geschäftsfeldern: Oft können dadurch Verwaltungskosten gedrückt werden, weil weniger Personal und Beratung notwendig ist.
Wenn die eigene Lebensversicherung davon auch betroffen ist, müssen die Kunden keine Sorge haben. Denn die Versicherer sind natürlich verpflichtet, die Verträge weiterhin zu erfüllen: mit allen zugesicherten Leistungen. Genau das tun sie auch. Zudem wacht die Deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sehr genau drüber, dass den Verbrauchern keine Nachteile entstehen. Sie haben zum Beispiel auch weiterhin ein Recht darauf, dass ihnen ein Service im Rahmen der Verträge angeboten wird wie Telefonauskunft etc.
Manche Versicherer verkaufen ihre Bestände
Neu ist, dass einige Versicherer ihre Run-off-Bestände nicht selbst verwalten wollen, sondern an einen externen Dienstleister verkaufen. Auch in diesem Fall muss der Anbieter alle Pflichten gegenüber dem Kunden erfüllen, die mit dem Vertrag vereinbart wurden. So gibt es mittlerweile Versicherer auf dem europäischen Markt wie die „Heidelberger Leben“, die sich ganz auf die Abwicklung derartiger Bestände spezialisiert haben.
Derzeit befindet sich auf dem deutschen Leben-Markt bereits ein Volumen von 90 Milliarden Euro in der Abwicklung, berichtet die Ratingagentur Fitch anlässlich einer Studie. Und der Anteil könnte künftig noch steigen. Betroffen sind vor allem klassische Lebensversicherungen: also solche, die einen hohen Garantiezins vorsehen. „Dieser Trend ist getrieben von niedrigen Zinsen und höheren Kapitalanforderungen unter Solvency II, die die Rentabilität von traditionellen Produkten mit Zinsgarantien unter Druck setzen“, erklärt Fitch.
Langjährige Verträge dennoch besser halten!
Ist der eigene Lebensversicherungs-Vertrag betroffen und ins Run-off überführt, sollte man ihn dennoch nicht einfach abstoßen oder gar kündigen. Im Gegenteil: Gerade ältere Verträge bieten oft einen sehr attraktiven Garantiezins. Zudem sollte man sich vergewissern, dass auch der Risikoschutz wegfallen würde, wenn man den LV-Vertrag kündigt. Ein Versicherungsvermittler kann hier beratend zur Seite stehen.
Einen Vertrag mit einer Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung sollte man zudem gar nicht oder nur in Ausnahmefällen kündigen. Denn wer einen neuen Schutz für dieses Risiko will, muss dann auch eine neue Gesundheitsprüfung über sich ergehen lassen und bekommt unter Umständen so leicht keinen Schutz mehr.
Alternative Modelle erobern den Markt
Darüber hinaus bieten die Lebensversicherer im Niedrigzins-Umfeld an den Kapitalmärkten neue Modelle an, die Elemente der klassischen Lebensversicherung mit alternativen Bausteinen verbinden.
Die Verträge verzichten in der Regel auf einen Garantiezins, versprechen aber höhere Renditechancen. Der Grund: Bei diesen Policen sind die Anbieter nicht gezwungen, das Geld der Kunden überwiegend in Staatsanleihen zu stecken. Sie können es auch in Aktienfonds, Index- und Unternehmensbeteiligungen investieren, bei denen eben mehr Rendite möglich ist. Dennoch haben die Verträge auch einen Sicherheitsbaustein: Garantiert ist in der Regel die Höhe der eingezahlten Beiträge. Auch hier hilft ein Beratungsgespräch, Vorteile und Nachteile dieser Lebensversicherungen kennenzulernen.
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18.10.2017